Mo 07.04.2025, 20.00 Uhr | Elbphilharmonie, Großer Saal
Bohuslav Martinu: Doppelkonzert für zwei Streichorchester, Klavier und Pauken H271
Max Bruch: Violinkonzert Nr. 1 g-Moll op. 26
Antonín Dvorák: Symphonie Nr. 7 d-Moll op. 70
Dirigent: James Conlon
Violine: Daniel Cho
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
James Conlon, international als einer der vielseitigsten und angesehensten Dirigenten der Gegenwart anerkannt, hat ein umfangreiches Symphonie-, Opern- und Chorrepertoire gepflegt. Seit seinem Debüt beim New York Philharmonic im Jahr 1974 dirigierte er praktisch jedes große amerikanische und europäische Symphonieorchester und an vielen der führenden Opernhäuser der Welt, einschließlich der Metropolitan Opera. Durch weltweite Tourneen, eine umfangreiche Diskografie und Filmografie, zahlreiche Schriften, Fernsehauftritte und Gastvorträge ist Conlon eine der bekanntesten und produktivsten Figuren der klassischen Musik.
Conlon ist Musikdirektor der Los Angeles Opera (seit 2006). Zuvor war er Chefdirigent des RAI National Symphony Orchestra in Turin, Italien (2016–20); Chefdirigent der Pariser Oper (1995–2004); Generalmusikdirektor der Stadt Köln (1989–2003), gleichzeitig Leiter des Gürzenich-Orchesters und der Kölner Oper; und Musikdirektor des Rotterdam Philharmonic Orchestra (1983–91). Conlon war Musikdirektor des Ravinia Festivals (2005–15), der Sommerresidenz des Chicago Symphony Orchestra, und ist jetzt Musikdirektor und Preisträger des Cincinnati May Festival – dem ältesten Chorfestival in den Vereinigten Staaten – wo er 37 Jahre lang Musikdirektor war (1979–2016), was eine der längsten Amtszeiten aller Direktoren einer amerikanischen Institution für klassische Musik darstellt. Er fungierte außerdem als künstlerischer Berater des Baltimore Symphony Orchestra (2021–2023). Seit seinem Debüt im Jahr 1976 dirigierte er über 270 Vorstellungen an der Metropolitan Opera. Er dirigierte außerdem an führenden Opernhäusern und Festivals wie der Wiener Staatsoper, den Salzburger Festspielen, der Mailänder Scala, dem Teatro dell'Opera di Roma, dem Mariinsky Theatre, Covent Garden, der Chicago Lyric Opera, der Deutschen Oper Berlin, dem Teatro Comunale di Bologna und dem Teatro del Maggio Musicale Fiorentino.
Als Musikdirektor der LA Opera hat Conlon mehr Opern dirigiert als jeder andere Dirigent in der Geschichte des Unternehmens – über 500 Aufführungen von mehr als 60 Werken. Zu den Höhepunkten seiner Amtszeit an der LA Opera zählen der erste Ring-Zyklus des Ensembles; Initiierung der bahnbrechenden Recovered Voices-Reihe, einem fortlaufenden Engagement für die Inszenierung von Meisterwerken der europäischen Oper des 20. Jahrhunderts, die vom Dritten Reich unterdrückt wurden; Vorreiter bei Britten 100/LA, einer stadtweiten Feier zu Ehren des 100. Geburtstags des Komponisten; und dirigierte die Westküstenpremiere von „The Anonymous Lover“ von Joseph Bologne, Chevalier de Saint-Georges, einem prominenten schwarzen Komponisten im Frankreich des 18. Jahrhunderts.
Conlon eröffnet seine 18. Saison an der LA Opera mit Mozarts Don Giovanni unter der Regie von Kasper Holten. Seine bahnbrechende Recovered Voices-Initiative, die sich der Rettung von Werken vor historischer Vernachlässigung oder Zensur widmet, kehrt mit einem Doppelprogramm mit der Firmenpremiere von William Grant Stills „Highway 1, USA“ in einer Neuproduktion unter der Regie von Kaneza Schaal und einer Wiederaufnahme von „Highway 1, USA“ zum Unternehmen zurück Zemlinskys „Der Zwerg“ – die Oper, die 2008 Conlons Recovered Voices-Initiative ins Leben rief – unter der Regie von Darko Tresnjak. Außerdem dirigiert er Verdis La Traviata – die erste Oper, die er als Musikdirektor der LA Opera leitete – und setzt damit seinen mehrjährigen Fokus auf die Werke des großen italienischen Komponisten fort. Bis heute hat Conlon mehr als 500 internationale Aufführungen von Verdis Repertoire dirigiert. Conlon schließt seine LA Opera-Saison zu Ehren des 100. Todestages von Puccini ab und dirigiert Turandot, Puccinis letzte Oper aus dem Jahr 1924.
Zu den weiteren Höhepunkten seiner Saison zählen drei Abonnementwochen beim Baltimore Symphony Orchestra, die Rückkehr zum Chicago Symphony Orchestra, um Mendelssohns Elias zu dirigieren, und die Leitung von Wagners Lohengrin an der Deutschen Oper Berlin. Er kehrt auch zu den Berner Symphonikern in der Schweiz zurück, wo er als Erster Gastdirigent drei Programme leitet, darunter Schubert- und Beethoven-Symphonien, ein feierliches Neujahrskonzert und ein Saisonfinale mit Schostakowitschs Symphonie Nr. 5.
Conlon hat sich zum Ziel gesetzt, Komponisten, die vom Nazi-Regime zum Schweigen gebracht wurden, größere Aufmerksamkeit zu verschaffen, und spielt dieses weniger bekannte Repertoire häufig in ganz Europa und Nordamerika. 1999 erhielt er den Wiener Zemlinsky-Preis für seine Arbeit, die Musik des Komponisten einem breiteren Publikum zugänglich zu machen; 2013 wurde ihm der Roger E. Joseph-Preis am Hebrew Union College-Jewish Institute of Religion für seine Bemühungen zur Beseitigung rassistischer und religiöser Vorurteile und Diskriminierung verliehen; und 2007 erhielt er den Crystal Globe Award der Anti-Defamation League. Seine Arbeit für zum Schweigen gebrachte Komponisten führte zur Gründung der OREL Foundation, einer unschätzbar wertvollen Ressource zu diesem Thema für Musikliebhaber, Studenten, Musiker und Wissenschaftler; die Ziering-Conlon-Initiative für wiederhergestellte Stimmen an der Colburn School; und ein kürzlich erschienener virtueller TEDx-Talk mit dem Titel „Resurrecting Forbidden Music“.
Conlon ist tief in die Rolle der Musik im bürgerlichen Leben und in der menschlichen Erfahrung vertieft. An der LA Opera verbinden seine beliebten Pre-Performance-Vorträge Musikwissenschaft, Literaturwissenschaft, Geschichte und Sozialwissenschaften: über die anhaltende Kraft und Relevanz von Oper und klassischer Musik. Er arbeitet außerdem häufig mit Universitäten, Museen und anderen Kultureinrichtungen zusammen und arbeitet mit Wissenschaftlern, Praktikern und Community-Mitgliedern verschiedener Disziplinen zusammen. Er tritt häufig im ganzen Land als Redner zu verschiedenen Kultur- und Bildungsthemen auf.
Conlons umfangreiche Diskografie und Filmografie umfasst die Labels Bridge, Capriccio, Decca, EMI, Erato und Sony Classical. Seine Aufnahmen von LA Opera-Produktionen wurden mit vier Grammy® Awards ausgezeichnet, jeweils zwei für John Coriglianos „Die Geister von Versailles“ und Kurt Weills „Rise and Fall of the City of Mahagonny“. Weitere Höhepunkte sind ein mit dem ECHO Klassik ausgezeichneter Aufnahmezyklus von Opern und Orchesterwerken von Alexander Zemlinsky; eine CD/DVD-Veröffentlichung mit Werken von Viktor Ullmann, die mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet wurde; und die Uraufführung von Liszts Oratorium St. Stanislaus.
Conlon ist Inhaber von vier Ehrendoktorwürden, war einer der ersten fünf Empfänger der Opera News Awards und wurde von der New York Public Library als Library Lion ausgezeichnet. Er erhielt 2023 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst der Republik Österreich und wurde von Sergio Mattarella, Präsident der Italienischen Republik, zum Commendatore Ordine al Merito della Repubblica Italiana ernannt. Außerdem wurde er vom französischen Kulturminister zum Commandeur de L’Ordre des Arts et des Lettres ernannt und nahm 2002 persönlich die höchste Auszeichnung Frankreichs, die Ehrenlegion, vom damaligen Präsidenten der Französischen Republik, Jacques Chirac, entgegen.
Daniel Cho wurde in New Jersey (USA) geboren und begann im Alter von sechs Jahren in Südkorea Violine zu spielen. Er schloss sein Bachelorstudium an der Juilliard School in der Klasse von Hyo Kang und David Chan ab und setzte anschließend sein Studium bei Kolja Blacher an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin fort. Er gewann zahlreiche internationale Wettbewerbe, darunter den Max-Rostal-Wettbewerb 2019, bei dem er den höchsten Preis erhielt. Als Solist spielte er mit Orchestern wie der Hamburger Camerata, dem Bucheon Philharmonic Orchestra und den Sejong Soloists. 2010 gab er sein Debüt im Weill-Saal der New Yorker Carnegie Hall, präsentiert von der Korea Music Foundation; 2013 folgte sein europäisches Debüt im Musée du Louvre in Paris im Rahmen der „Concerts du Jeudi“. Daniel Cho ist Mitglied der Sejong Soloists und arbeitete eng mit Künstlern wie Gil Shaham, Cho-Liang Lin und Vadim Repin zusammen. Als Konzertmeister spielte er mit dem Juilliard Orchestra, dem Verbier Festival Orchestra und dem Budapest Festival Orchestra. Seit der Spielzeit 2021/22 ist er 1. Konzertmeister des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg.
Das Philharmonische Staatsorchester ist Hamburgs größtes und ältestes Orchester und blickt zurück auf einen langen musikalischen Werdegang. Als 1934 das „Philharmonische Orchester“ und das „Orchester des Hamburgischen Stadttheaters“ fusionierten, trafen zwei traditionsreiche Klangkörper aufeinander. Bereits seit 1828 wurden Philharmonische Konzerte in Hamburg gespielt, Künstler wie Clara Schumann, Franz Liszt und Johannes Brahms waren regelmäßige Gäste der Philharmonischen Gesellschaft. Die Historie der Oper reicht noch weiter zurück: seit 1678 gibt es in Hamburg Musiktheater, wenngleich sich ein festes Opern- bzw. Theaterorchester erst später konstituierte. Bis heute prägt das Philharmonische Staatsorchester den Klang der Hansestadt, ist Konzert- und Opernorchester in einem.
In seiner langen Geschichte traf das Orchester auf große Künstlerpersönlichkeiten wie Telemann, Tschaikowsky, Strauss, Mahler, Prokofjew oder Strawinsky. Seit dem 20. Jahrhundert prägten Chefdirigenten wie Karl Muck, Joseph Keilberth, Eugen Jochum, Wolfgang Sawallisch, Horst Stein, Hans Zender, Christoph von Dohnányi, Gerd Albrecht, Ingo Metzmacher oder Simone Young den Klang der Philharmoniker. Bedeutende Kapellmeister der Vorkriegszeit wie etwa Otto Klemperer, Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter, Karl Böhm oder Hans Schmidt-Isserstedt brillierten ebenso am Pult wie herausragende Dirigenten unserer Tage: Christian Thielemann, Semyon Bychkov, Kirill Petrenko, Adam Fischer, Marek Janowski oder Sir Roger Norrington.
Seit 2015 ist Kent Nagano Hamburgischer Generalmusikdirektor sowie Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters und der Staatsoper Hamburg und seit Juni 2023 auch dessen Ehrendirigent. Zu seinem Amtsantritt initiierte Nagano mit der „Philharmonischen Akademie“ ein neues Projekt, das den Auftakt zur jeweils neuen Opern- und Konzertsaison bildet und neben besonderen Spielorten auch ein großes Open-Air-Konzert auf dem Hamburger Rathausmarkt umfasst. 2016 waren Nagano und die Philharmoniker auf Südamerika-Tournee, 2019 folgten Konzertreisen nach Spanien und Japan, im Frühjahr 2023 gab das Philharmonische Staatsorchester unter seiner Leitung sein von Publikum und Presse bejubeltes Debüt in der New Yorker Carnegie Hall. Seit 2017 führt Kent Nagano mit dem Philharmonischen Staatsorchester die traditionsreichen Philharmonischen Konzerte in der Hamburger Elbphilharmonie fort, zu deren Eröffnung das Oratorium ARCHE bei Jörg Widmann in Auftrag gegeben und uraufgeführt wurde. Der Konzertmitschnitt ist bei ECM erschienen, Widmann erhielt dafür den OPUS KLASSIK als Komponist des Jahres 2019, und 2023 wurde ARCHE erneut mit großem Erfolg aufgeführt.
Das Philharmonische Staatsorchester gibt pro Saison insgesamt rund 35 Konzerte in Hamburg und spielt über 240 Vorstellungen der Staatsoper Hamburg und des Hamburg Ballett John Neumeier. Damit ist es Hamburgs meistbeschäftigter Klangkörper. Die stilistische Bandbreite der 140 Musiker, die von historisch informierter Aufführungspraxis bis hin zu den Werken unserer Zeit reicht und sowohl Konzert- als auch Opern- und Ballettrepertoire umfasst, sucht in Deutschland ihresgleichen.
Auch Kammermusik hat bei den Philharmonikern eine lange Tradition: Was 1929 mit einer Konzertreihe für Kammerorchester begann, wurde seit 1968 durch eine reine Kammermusikreihe fortgesetzt.
2008 wurden die damalige Generalmusikdirektorin Simone Young und das Philharmonische Staatsorchester mit dem Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein ausgezeichnet. Auf CD liegen ein kompletter Wagner-Ring sowie sämtliche Symphonien von Brahms und Bruckner vor – letztere in den selten gespielten Urfassungen – sowie Werke von Mahler, Hindemith, Berg und DVDs mit Opern- und Ballettproduktionen von Hosokawa, Offenbach, Reimann, Auerbach, Bach, Puccini, Poulenc und Weber.
Der musikalischen Tradition der Hansestadt fühlen sich die Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters ebenso verpflichtet wie der künstlerischen Zukunft Hamburgs. Bereits seit 1978 besuchen die Musikerinnen und Musiker regelmäßig Hamburger Schulen. Heute betreibt das Orchester ein breit gefächertes Education-Programm, das Schul- und Kindergartenbesuche, musikalische Patenschaften, Kindereinführungen, Familienkonzerte und Orchesterproben für Schulklassen beinhaltet und in der eigenen Orchesterakademie junge Musiker auf den Beruf vorbereitet. Damit leisten die Philharmoniker mit viel Spaß an der Sache einen wertvollen Beitrag zur musikalischen Nachwuchsarbeit in der Musikstadt Hamburg.
In diesen Konzerten trifft DER tschechische Komponist des 19. Jahrhundert auf DEN tschechischen Komponisten des 20.: Die Rede ist von Antonín Dvořák und Bohuslav Martinů.
Mit seiner siebten Symphonie wollte Dvořák beweisen, dass er weit mehr als Meister des tschechischen Lokalkolorits war. „Meine Symphonie soll so ausfallen, dass sie die Welt bewegt“, und das tut sie seit ihrer umjubelten Uraufführung im London der 1880er-Jahre. „Ich kann gar nicht sagen, wie sehr mich die Engländer ehren! Überall wird über mich geschrieben und man sagt, ich sei der Löwe der heurigen Musiksaison in London.“
Martinů trug die Musiktradition seiner Heimat ebenso in die Welt hinaus und nahm zugleich die internationalen Einflüsse der Musikwelt in seiner Handschrift auf: In den 1920er-Jahren zog er nach Paris, 1940 floh er vor den Nazis in die USA, seine letzten Lebensjahre verbrachte er in der Schweiz. Sein Doppelkonzert aus dem Jahr 1938 hielt er selbst für die gelungenste seiner bis dahin geschaffenen Kompositionen. Fraglos ist das spannungsgeladene Werk nicht nur große Kunst, sondern auch Spiegel des damaligen Europas: „Ich glaube, ich habe das Kommen dieser Ereignisse geahnt, die Gefahr, die meinem Land drohte, und wollte mich gegen diesen Druck stellen, wollte mit meiner Arbeit gegen diese Drohung kämpfen, die jeden Künstler und jeden Menschen in seiner innersten Überzeugung erschüttern musste", schrieb Martinů zur Uraufführung in Basel.
Mit dem Violinkonzert von Max Bruch steht das Werk eines deutschen Komponisten des 19. Jahrhunderts zwischen den beiden internationalen Tschechen. Der Kölner Komponist schrieb mit neun Jahren ein Geburtstagsständchen für seine Mutter, welches die Eltern so beeindruckte, dass sie sein Talent förderten.
Sein damals wie heute bekanntestes Werk ist das erste Violinkonzert. Geiger-Legende Joseph Joachim machte es berühmt. In seine Fußstapfen tritt als Solist in diesen Konzerten der Erste Konzertmeister des Philharmonischen Staatsorchesters, Daniel Cho.
Ort: Elbphilharmonie, Großer Saal, Platz der Deutschen Einheit 4, 20457 Hamburg